TypeShop
Der Typograf und Gründer der TypeShop Gruppe* Walter Florenz Brendel (1933-1992) ließ in den Siebzigern und Anfang der achtziger Jahre für die in seinem Auftrag entwickelte Fotosetzmaschine „Unitype“ eine Vielzahl von exklusiven Fotosatzschriften entwickeln, die teils auf historischen, aber auch auf zeitbezogen gestalteten Designs basierten. Kennzeichnend für alle auf der Unitype eingesetzten Schriften war eine umfangreiche Abstufung der Schriftschnitte von bis zu sieben Strichstärken sowie die damals auf der Unitype einmalige Weitensteuerung mit einer Differenzierung von bis zu 1000 Einheiten und entsprechenden Kerningtabellen. Der Standard lag seinerzeit zum Vergleich bei 54 bzw. 96 Einheiten.

Neben Schriftentwürfen, die nach seinen Vorgaben hausintern von Designern gestaltet oder erweitert wurden, erwarb oder lizenzierte Brendel auch Entwürfe von Designern wie z. B. Michael Neugebauer (Litera) oder Adrian Williams (Congress, Raleigh). Auf diese Weise entstand die so genannte „Serial Collection“ mit mehr als 1200 Schriftschnitten, die speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Werbeagenturen der damaligen Zeit abgestimmt wurde.

Die erstellten Reinzeichnungen wurden seinerzeit bereits digital erfasst, modifiziert und abschließend auf einer computergesteuerten Zeichenmaschine in Maskierfilm (Ulano Folie) geschnitten, um auf diese Weise reproduktionsfähige Vorlagen für die Fontherstellung für die damals gebräuchlichen Fotosetzgeräte und -maschinen zu erhalten.

Bereits 1972 regte Walter Brendel die Entwicklung von Software für die digitale Erstellung von Schriften an. Im Auftrag von Brendel & Pabst entwickelte die Firma URW Unternehmensberatung Rubow Weber GmbH, Hamburg, das IKARUS-System, das in den achtziger Jahren weltweit bei fast allen Setzmaschinenherstellern in der Schriftproduktion Anwendung fand.

Die Software, die ursprünglich für die Erfassung, Modifikation und Vorlagenherstellung für den Fotosatz konzipiert war, wurde später in erweiterter Form auch beim Entwurf sowie bei der Fontproduktion für CRT- und Lasersatzsysteme erfolgreich eingesetzt.

Die TypeShop Gruppe erwarb sich seinerzeit einen erstklassigen Namen vor allem in der Agenturszene. Satzqualität, Innovation und Kreativität war oberstes Gebot. Unzählige Agenturen entwickelten zusammen mit der TypeShop Gruppe Schriften für hunderte von Firmen und Unternehmen. Es entstanden ausgefeilte typografische Satzarbeiten, erfolgreiche Erscheinungsbilder und viel beachtete Akzidenzen, die seinerzeit oftmals Maßstäbe setzten.

Darüber hinaus war Brendel Ende der siebziger Jahre Mitbegründer der European Type Corporation (ETC), in der sich neben den eigenen TypeShops auch bekannte deutsche Setzereien wie Typo Bach (Wiesbaden, München, Frankfurt und Hamburg) sowie weitere europäische Layoutsetzereien zu einer Interessenvereinigung höchster Qualität und Güte zusammenfanden. Die eigens von der ETC herausgegebene Zeitschrift „Point–The European Type Magazine“ zeigte erstklassige Beispiele gelungener Typografie und Gestaltung, die international neue Standards setzten.

Die Schriften der Serial Collection wurden nach 1985 in die neuen für das Desktop-Publishing erforderlichen Fontformate konvertiert und weltweit auf CD vertrieben.

Einen kompletten Überblick über alle seinerzeit verfügbaren Schriften der Serial Collection gibt die 1991 bei B&P Graphics Ltd, Dublin, in Ordnerform erschienene Schriftmusterübersicht. Darin werden alle verfügbaren Schriftschnitte mit Textproben gezeigt.
Beigefügt ist auch eine Referenzliste (siehe Anhang), die darüber informiert, auf welche Originalschriften bei den Entwürfen und der Erweiterung der Schriftschnitte für die Serial Collection zurückgegriffen wurde.

Aus marken- und lizenzrechtlichen Gründen wird über die Internetplattform www.fonts4ever.com nur eine Untermenge der vorhandenen Schriften angeboten.
Eine vollständige Liste der zur Serial Collection gehörenden Fonts kann dem Anhang entnommen werden.

Die unter TypeShop angebotenen Fonts der Serial Collection basieren auf den seinerzeit erstellten IK-Formaten. Diese wurden in die aktuellen Fontformate umgesetzt und wo erforderlich überarbeitet und ergänzt.

* Layoutsetzereien (Brendel & Pabst) in Düsseldorf, Köln, München, Frankfurt, Hamburg, Wien, Linz, Amsterdam und Manchester


Serial Type Collection Referenzliste 1991


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