Mein Textbeispiel

Typoart Garamond TH CE Bold

Herbert Thannhaeuser, 1955, Prof. Dr. Albert Kapr, 1983 (Elsner, Flake GbR, 1989-2009)
Artikelnummer 157602-3, Nettopreis 40,00 EUR

Kurzinformation zur Schrift
Historische Vorläufer der Schriften Garamonds waren die Antiqua von Nikolaus Jenson, die 1470 in Venedig herauskam, und einige Schriften des Verlegers und Druckers Aldus Manutius aus Venedig. Der humanistisch gebildete französische Drucker Geoffroy Tory verpflanzte zu Anfang des neuen Jahrhunderts die besten italienischen Traditionen der Schrift- und Buchkunst in das national geeinte Frankreich. Sein Nachfolger und Schüler, Robert Etienne, wurde der bedeutendste und von seinem König Franz I. begünstigte Drucker Frankreichs, der seine Typen von Claude Garamond (1480 bis 1561) schneiden ließ. Frankreich übernahm in dieser Periode die führende Rolle auf dem Gebiet der Buchkunst in Europa, und der Typus der Garamond-Schriften wurde für Jahrhunderte zum bestimmenden Ausdruck der lateinischen Schrift. In den Werken von Robert Etienne wurde erstmalig eine der Antiqua entsprechende Kursiv als Auszeichnungsschrift eingesetzt, nachdem bereits Aldus Manutius die Kursiv als Textschrift für seine Taschenbücher, die Aldinen, verwendet hatte. Es ist allerdings nicht eindeutig bewiesen, dass diese Kursiv des Robert Etienne tatsächlich von Garamond geschaffen wurde, auch dessen Zeitgenosse und Berufskollege Guillaume Le Bè kommt als Autor in Frage. Die historische Forschung wird erschwert, weil Robert Etienne bei seiner Flucht nach Genfund und seinem Übertritt zum kalvinistischen Glauben Abschläge und Matrizen mitgenommen hatte und die Stempel der Garamond-Schriften in der Rechnungskammer des Königs deponiert waren. Jedenfalls zeigt die Kursiv der Garamond bereits deutliche barocke Züge, während sich die Garamond-Antiqua als Schrift der Spätrenaissance vorstellt, doch beide verbindet eine heitere Eleganz sowie eine gute Lesbarkeit. Vor der Typoart-Fotosatz-Garamond war bereits eine Bleisatztype vorhanden, die Herbert Thannhaeuser nach historischen Drucken entworfen hatte. Das Anwendungsgebiet der Garamond ist vor allem die Belletristik, aber sie wird auch gern für Drucksachen aller Art eingesetzt.


Kurzinformation über die Designer
Herbert Thannhaeuser wurde am 2. Dezember 1898 in Berlin geboren. Im Alter von 14 Jahren wurde er Lehrling bei einem Porzellanmaler, anschließend an den Besuch einer Fortbildungsschule Schüler im Atelier des Plakatmalers Ernst Deutsch. Nach der Lehrzeit wurde er Anzeigenzeichner im Ullstein Verlag und arbeitete nach dem 1. Weltkrieg als Grafiker in verschiedenen Berliner Ateliers, ab 1925 unter anderem als Berater bei der Firma Max Krause und anderen Druckereifachbetrieben. Von 1933 bis 1940 war er als künstlerischer Berater bei der Schriftgießerei Schelter & Giesecke in Leipzig tätig. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Schelter & Giesecke AG, Leipzig, und die Schriftguß AG, Dresden, zu einer volkseigenen Schriftgießerei, die den Namen VEB Typoart erhielt, zusammengeschlossen. Ab 1951 betreute Herbert Thannhaeuser die technische Herstellung von Drucktypen als künstlerischer Leiter des Betriebes. Im Vordergrund standen vor allem Werkschriften. So entstand die Anzeigen- und Zeitungsschrift »Liberta« aber auch Schriften wie die »Erler-Versalien«, die »Meister-Ornamente« und die »Lotto«. Später gelang dem Künstler die Interpretation der »Garamond«, die heute noch Bestand hat. Am 12. April 1963 starb Herbert Thannhaeuser in Kleinmachnow bei Berlin. Erst nach seinem Tode, zur Leipziger Frühjahrsmesse 1965, erschien seine letzte Schrift, die Zeitungsschrift »Magna«. Das Schriftschaffen von Herbert Thannhaeuser umfasst mehr als 40 Schriften, darunter auch 6 gebrochene Schriftschnitte. GF

Prof. Dr. Albert Kapr wurde am 20. Juli 1918 in Stuttgart geboren, Schriftsetzerlehre, Studium als Gebrauchsgrafiker bei Prof. Ernst Schneidler in Stuttgart, 1948 bis 1951 Dozent an der Hochschule für Architektur und bildende Künste in Weimar, bis 1983 Professor und zeitweise Rektor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, bis 1987 Künstlerischer Leiter und Berater von Typoart. Prof. Dr. Kapr erhielt für sein verdienstvolles Wirken auf dem Gebiet der Typografie eine Vielzahl von Ehrungen, darunter den Nationalpreis und den Gutenbergpreis. Er prägte durch seine langjährige Lehrtätigkeit, durch seine Forschungsarbeiten, fachwissenschaftlichen Aufsätze (insgesamt 15 Fachbücher und etwa 200 Buchgestaltungen) und seine Arbeit in nationalen und internationalen Gremien entscheidend den Ruf der Buchkunst und Schriftgestaltung in der DDR. Auch nach der Wende führte er seine wissenschaftlichen Arbeiten fort. Er hielt Vorträge und schrieb Fachbücher wie »Johannes Gutenberg und der Wein« – Geschichte des Buchwesens und des Buchdruckes, oder »Fraktur« – Form und Geschichte der gebrochenen Schriften. Am 31. März 1995 verstarb Albert Kapr in Leipzig.

Werner Schulze wurde am 27. Februar 1937 in Dessau geboren. nach einer Maschinenschlosserlehre erhielt er eine Plakatmalerausbildung, bis 1965 studierte er an der Fachhochschule für angewandte Kunst in Berlin. Anschließend arbeitete er als Grafiker im VEB fotochemisches Kombinat Wolfen. Seit 1978 freischaffend in Dessau und dem Gebiet der Schriftgestaltung, Wirtschaftswerbung und Typografie für Industrie, Theater und Museen.

Textauszug: Detlef Schäfer/Albert Kapr, aus »Fotosatzschriften Type-Design+Schrifthersteller«, VEB Fachbuchverlag Leipzig, 1989. In [...] gesetzte Texte und Hinweise sind Anmerkungen bzw. Ergänzungen der Redaktion.


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